DIE GASSNERWIESEN
In jener Zeit, als im Zillertal die Pest wütete, suchte die Seuche
auch den Stummerberg heim. Die Toten beförderte man durch den Wald
ins Tal hinunter, der deshalb bis auf den heutigen Tag "Leichenwald"
heißt. Der eine oder andere Verstorbene wurde wohl schon unterwegs
in der Erde verscharrt. In den Gassnerwiesen soll an einer bestimmten
Stelle jedenfalls einer begraben sein. Viele meinen, dass es sich um einen
Selbstmörder handle. Es wird aber auch erzählt, dass einer,
dem der Weg mit den von der Pest Dahingerafften hinunter ins Tal zu weit
gewesen sei, die Toten in ungeweihter Erde vergraben habe. Als ihn deshalb
das Gewissen zu zwicken begann, habe er seinem Leben selbst ein Ende gesetzt.
Alte Leute behaupten jedenfalls, dass an der besagten Stelle in den Gassnerwiesen
- es wächst dort ein eingenartiges Gras - zur Nachtzeit oft ein Jammern
zu hören sei.
Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 42