DAS GNADENBILD AUF DER BRETTFALL

Hoch droben von der Brettfall am Eingang des Zillertals grüßt das schmucke Wallfahrtskirchlein Maria Heimsuchung herunter ins Tal. Über die Entstehung des Gnadenorts wird erzählt:

Zur Zeit Herzog Sigmunds des Münzreichen wurde am Falkenstein bei Schwaz nach Silber gegraben. Die Adern sollen dermaßen ergiebig gewesen sein, dass sich die Knappen ihre Schuhe mit silbernen Nägeln beschlagen ließen. Damals war es, dass ein biederer Bergmann aus Straß, der täglich den steilen Pfad über die Brettfall zur Erzgrube ging, auf den Gedanken kam, an einer Fichte ein geschnitztes Marienbild zu befestigen. Eine kurze Andacht davor, so meinte er, und die Himmelmutter werde ihn gewiss vor den Gefahren im Stollen schützen. Als er sich aber am nächsten Tag der Stelle näherte, sah er zu seiner Verwunderung, dass das Bild verschwunden war. Kopfschüttelnd setzte er seinen Weg fort.

Droben auf dem Brettfallschrofen gab es dann aber eine freudige Überraschung, als er das Bild im Gras liegend wieder fand. Er nahm es mit sich und brachte es auf dem Heimweg an die alte Stelle zurück. Am darauf folgenden Tag aber war es wie am vorhergegangenen, und dieser Vorgang wiederholte sich noch ein drittes Mal. Da erkannte der Knappe dieses Zeichen des Himmels und wusste, dass die Gottesmutter gerade an dieser Stelle verehrt werden wollte und sonst nirgends. Er nahm seine Ersparnisse und errichtete über dem Bild eine hölzerne Kapelle. Viele Leute pilgerten dorthin und legten Opfergaben nieder. Davon wurde ein Kirchlein erbaut, und ein Einsiedel nahm es in seine Obhut.

Quelle:Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 11