Spuk im Schmiedhaus

Seinerzeit stand das Schmiedhaus in Niederau in üblem Rufe, da es dort geisterte. Der Geist tat sein Dasein kund, indem er immer eine Wiege schaukelte oder mit der Häckselbank lärmte. Am 17. September 1822 brach um 11 Uhr nachts beim Schmied ein Brand aus, der sich bald über das ganze Haus ausbreitete. In der Aufregung vergaß man, den ältesten Knaben Paul Brunner, der im brennenden Haus zurückblieb.

Man sah noch, wie er sich am Fensterkreuz vergebens abmühte, es zu lockern und schließlich erschöpft seine Anstrengungen aufgab und ans Fensterkreuz geklammert sein grausiges Schicksal erwartete. Bald wurde es auch in der Kammer hell und das Feuer tat sein schauriges Werk. Unterdessen hätte der Geist auf dem Dach der gegenüberliegenden Schmiede gesessen und unverwandt ins Feuer gestarrt. Als der Knabe am Fensterkreuz verschwand und in die Gluten stürzte, rief der Geist aus: "Gottlob, jetzt bin ich erlöst." Seit dieser Zeit war Ruhe und man hörte nichts mehr.

    Heinz Thaler

Quelle: Der Sagenkranz der Wildschönau, in: Heimat Wildschönau, Ein Heimatbuch, Dr. Paul Weitlaner, Schlern-Schriften Nr. 218, Innsbruck 1962, S. 125 - 155.