Der Almputz von der Kundlalm

Kundlalm, so heißt der Hochleger der Alpe Schönanger, der größten und schönsten im Gemeindegebiet von Wildschönau, 1327 m hoch gelegen. Dort war es in alter Zeit nicht geheuer.

Bergkäsepreis "Das Kasermandl"  © Berit Mrugalska
Heute gibt es in der Wildschönau einen Bergkäsepreis "Das Kasermandl"
© Berit Mrugalska, 10. Mai 2005

Kaum war man von der Alpe abgefahren, begann die Geisterei. Ein beherzter Jäger vom Hofe Prädasten, eine Stunde weit entfernt, entschloß sich, auf die Alm zu wandern und dort zu übernachten. Einerseits plagte ihn die Neugier, anderseits wollte er am nächsten Tag schon früh in seinem Revier sein. Er fand zunächst in der Hütte nichts Besonderes vor und legte sich zur Ruhe. Kaum aber war er eingeschlafen, erhob sich ein Gepolter und ein Lärm. In der Hütte ging es zu wie um Jakobi. Es bewegte sich der Butterkübel, es wurde Käse gemacht. Ein fremdes Mandl, klein von Gestalt, arbeitete wie um die Wette. Gegen Morgengrauen nagelte sich das Männlein noch die Schuhe und verschwand.

Da kroch der Jäger von seinem Lager hervor und schritt an die Ausführung eines Planes, den er sich in dieser schlaflosen Nacht ausgedacht hatte. Er bohrte drei Löcher in die Schwelle der Hüttentür, verfertigte drei passende Holznägel, schlug sie in die Löcher und schnitt in jedem ein Kreuz. Dann entfernte er sich.

Als er daheim abends zu Bette ging, befahl ihm eine fremde, drohende Stimme, sofort mitzukommen, ansonsten es ihm übel ergehen werde. Dem Jäger war sofort klar, mit wem er es zu tun hatte.

Der Weg führte zur Kundlalm. Der Geist trat dem Jäger wiederholt auf die Fersen, um den Marsch zu beschleunigen. Am Ziele angekommen, befahl der Putz ergrimmt, sofort die drei Nägel mit den Kreuzen zu entfernen. Der Jäger befolgte den Befehl. Da blies aus der Hütte ein eisiger Wind, das Männlein aber verschwand spurlos. An der Hüttentür sind heute noch die drei Löcher zu sehen.

    Adolf Mühlegger In der "Dorfschule" 1960

Quelle: Der Sagenkranz der Wildschönau, in: Heimat Wildschönau, Ein Heimatbuch, Dr. Paul Weitlaner, Schlern-Schriften Nr. 218, Innsbruck 1962, S. 125 - 155.