Das Bahrziehen

In vergangenen Zeiten fand im Friedhofe in Niederau manchmal das Bahrziehen statt, um Geld zu gewinnen. Hiezu nahm man aus dem Beinhause die Totentrage, stellte sie auf einen Handschlitten und zog ihn in der Geisterstunde um die Kirche. Dann setzten sich die Seelen der Abgeschiedenen darauf, die man mit einem Knüppel herunterhauen mußte. War man mit dem zwölften Glockenschlag dreimal um den Friedhof gekommen, so zahlte der Geist des Letztverstorbenen aus.

   S. M. Prem †

Quelle: Der Sagenkranz der Wildschönau, in: Heimat Wildschönau, Ein Heimatbuch, Dr. Paul Weitlaner, Schlern-Schriften Nr. 218, Innsbruck 1962, S. 125 - 155.