DAS GOLDBRÜNNL

Vor etwa 125 Jahren gingen einmal zwei junge Mädchen zu ihrem Bruder auf die Alm. Er war Schafhirt in der "Broxen". Das ist eine Alpe, die zur Gemeinde Fügenberg im Zillertal gehört. Da es vom Weerberg über die Jöcher ziemlich weit ist, mußten die Mädchen mehrere Male rasten. Am Abstieg ins Zillertal liegt auch die Alpe "Ulpen", durch welche die Schwestern gehen mußten. Beim hohen Almbrünnl wurrde zum letztenmal ausgiebig gerastet. Da war eine Rinne aus Rinde und darunter stand eine defekte Holzschüssel, wie sie die Senner gebrauchen. Einige gelbe Ringlein lagen verstreut um die Schüssel. Aus der Rindenrinne fielen ganz kleine gelbe glänzende "Grallen" in das aufschäumende klare Bergwasser des Einbaumtrögls. Da den Mädchen nicht einfiel, was da los wäre, kümmerten sie sich nicht weiter und erst am anderen Tage kam man von ungefähr darauf zu reden. Der Bruder erfuhr auf seine hastigen Fragen genug von dem eigentümlichen Brünnl, schalt die Mädchen ob ihrer Einfalt und machte sich gleich auf zu dem Plätzchen. Das Goldbrünnl aber war verschwunden und ist nicht wieder gesehen worden bis auf den heutigen Tag.


H. Salvator in 'Sagen vom Weerberg', in: Tiroler Heimatblätter, Heft 1, 1933, Seite 33 f.