Das Sonntagsbründl
Auf der "Nasse-Tux-Alm" war ein Melker beim Nachherbsten. Als der erste Sonntag kam, wäre er gern ins Dorf hinunter zum Gottesdienst gegangen. Es war aber niemand da, der ihm währenddessen das Vieh versorgt hätte.
Plötzlich stand ein grauhaariges Mandl vor ihm und sagte: "Ich helf' dir schon aus, darfst aber keinem Menschen ein Wörtl davon sagen." Der Melker war erfreut über das Angebot und sprang bergab dem Dorf zu. Das Mandl kam pünktlich jeden Sonntag, und der Almer konnte regelmäßig die Messe besuchen. Die Leute im Dorf wunderten sich darüber und hätten zu gern gewusst, wer ihm inzwischen das Vieh versorgte. Der Melker aber hielt sich an die Abmachung und schwieg.
Eines Sonntags freilich konnte er den Mund doch nicht mehr halten und
erzählte von seinem kleinen Gehilfen. Als er an diesem Tag auf die
Alm zurückkehrte, kam ihm auf halbem Weg, dort wo eine Quelle dem
Boden entspringt, laut weinend das Mandl entgegen. Der Melker bereute
seine Dummheit und wollte um Vergebung bitten. Das Mandl war aber plötzlich
wie vom Erdboden verschwunden und zeigte sich nie mehr. Seit damals nennen
die Tuxer die Quelle "Sonntagsbründl".