Woher die Venediger ihr Wissen haben

In Venedig hielt der Teufel bekanntlich Vorlesungen über das Schatzheben ab (die "Schwarze Schule") und lehrte den jungen Venetianern alle Künste und Kniffe, wie man unterirdische Schätze entdeckt und sich deren bemächtigt. Seine Schüler sind als Venediger-Manndeln in Tirol allgemein bekannt und übertrafen in der Kunst des Schatzhebens sogar noch die Jesuiten. In ihrem Bergspiegel sahen sie auch die verborgensten Goldklumpen und Schatztruhen, hoben dieselben mit leichter Mühe, wickelten dann sich und die gehobenen Reichtümer in ein schwarzes Tuch ein und flogen mit ihnen pfeilschnell durch die Luft davon nach Venedig.

Andere suchten als Bettelmanndln verkleidet nachts auf den Alpen im Steingeröll Goldstufen und goldführende Wässerlein und stiegen des Morgens dann mit gefüllten Rucksäcklein zu Tale.

Quelle: Woher die Venediger ihr Wissen haben, F. Dörler, Schätze und Schatzhüter in Tirol: ZfVk. 4, 1898, 233f zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 374, S. 196