Der Teufel im Wirtshaus

Beim Wirt in Seilrain waren mehrere recht liederliche Tücher beisammen, denen nichts Gescheiteres einfiel, als sich mit "Kruntolar aufkloff'n" zu unterhalten. Es sollte nämlich derjenige einen Krontaler gewinnen, der den unflätigsten Witz zu reißen verstand. Wie sie mitten in diesem sauberen Wetteifer begriffen waren, trat ein schmucker Jäger mit einem doppelten Spielhahnschweif auf dem Hut herein, grüßte die Burschen, setzte sich zu ihnen und sagte:

Wia, wos hobt's denn do fr an G'spiel? Loßt's mi a mittien!

Die Kerle merkten sofort, daß sie es mit dem Verstellten zu tun hatten und getrauten sich, kein Glied mehr zu rühren. Die "Trinkin" [Kellnerin] lief aber flugs zum Herrn Kuraten und holte ihn in die Wirtstube herüber. Dieser begann nun mit dem Teufel zu unterhandeln und fragte ihn:

Woaßt denn nit, daß Jugend koa Tugend hot?

Allein der Blauhütler verstand keinen Spaß und wollte durchaus den Gewinner des Kronentalers gleich mitnehmen. Da jedoch der Kurat ein sehr gottesfürchtiger Herr war, der weit und breit ob seines heiligmäßigen Lebenswandels in hohem Ansehen stand, brachte er den Teufel schließlich doch zum Weichen. Derselbe ging aber nicht mehr zur Türe hinaus, wo er hereingekommen war, sondern schoß in seiner Wut geradewegs durch die Mauer ins Freie. Seitdem ist dort ein großes Loch geblieben, das sich jedoch noch nie vermauern oder verstopfen ließ, so oft man es auch versuchte.

Quelle: Der Teufel im Wirtshaus, Dörler, Tiroler Teufelsglaube, ZfVk. 9, 1899, 259 zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 206, S. 112