DIE KORNSÄCKE

Ein Paznauner Bauer gieng auf dem Heimwege begriffen - ich weiß nicht wann - über die Zamser Innbrücke. Hier standen, wie er zu seinem großen Erstaunen wahrnahm, drei Säcke, von denen der erste mit Weizen, der zweite mit Roggen und der letzte mit Gerste gefüllt war. Der Paznauner dachte sich: "Wer mag etwa diese drei Säcke und zu welchem Zwecke hieher gestellt haben ?" Weil ihm das Getreide überaus gut gefiel, so nahm er von jedem Sacke zur Probe ein Körnchen, steckte dieses in seine Westentasche und gieng seines Weges weiter. Als der bauer zu Hause angekommen war, so wollte er seinem Eheweibe die schönen großen Körner zeigen, doch siehe, statt deren fand er in der Tasche drei klingende, funkelneue Goldmünzen vor und zwar ein Gold-, ein Silber- und ein Kupferstücklein ! Da reute es den Bauern fürwahr, dass er nicht mehr Körner aus jenen Säcken mitgenommen, legte nochmals hastigen Schrittes den langen Weg bis zur Zamser Brücke zurück, doch diesmal standen keine Säcke mehr darauf; die Schätze "blühten", wie man sagt, nicht mehr.


Quelle: Sagen aus dem Paznaun und dessen Nachbarschaft, Gesammelt und herausgegeben von Christian Hauser, Innsbruck 1894, Nr. 82, Seite 112