VOM KIRCHENBAU IN SÖLDEN

Zuerst wollte man die Kirche auf der anderen Talseite auf den Granbichlkofl bauen. Schon hatte man das Holz ausgehackt und allerhand hergerichtet. Aber eine Schar Vöglein kam und trug die Holzspäne auf den Platz, wo sich heute das Gotteshaus erhebt. Als die Vöglein immer und immer wieder Hobelspäne dorthin brachten, sahen dies die Bauleute als ein Zeichen von oben an und bestimmten den von den Vögeln bezeichneten Platz als Baugrund.

Von der Kirche in Sölden geht weiter die Prophezeiung, die sich bisher immer bewahrheitet haben soll. Wehe, wenn man die Kirche vergrößern will! Da kommt dann eine Plage und rafft so viel Menschen aus der Gemeinde fort, daß die Überlebenden wieder genug Raum in der Kirche haben.

Haid, Hans, Unveröffentlichte Sagen aus dem Ötztal, in: Tiroler Heimatblätter, 45. Jg., Heft 4-6, 1970, S. 63
aus: Sagen und Geschichten aus den Ötztaler Alpen, Ötztal-Archiv, Innsbruck 1997