Die große Glocke von Gries

Zu Gries im Sulztal ist ein vielbesuchtes Gnadenbild. Wie die Legende erzählt, sei in alter Zeit ein Pilger nach Gries gekommen und habe die Leute recht eindringlich gemahnt, sie sollten ein Kirchlein bauen:

"Weil Maria Hilf allda gerne rasten möcht!"

Gründungslegende © Berit mrugalska
Die Gründungslegende der Kaplaneikirche Maria Hilf in Gries im Sulztal (Längenfeld)
Der Pilger (mit Wanderstab, Hut und Jakobsmuscheln) weist auf die Stelle zum Kirchenbau
Das Geschehnis wird mit 1654 angegeben, die Gewölbemalerei stammt von Josef Anton Puellacher, 1792
Vgl. Dehio-Tirol, 1980, S. 462
© Berit Mrugalska, 8. Mai 2005

Wie er gekommen, so ist er wieder verschwunden. Die Grieser waren fromme Leute, hatten die Muttergottes recht gerne und bauten ihr zu Ehre eine Kirche. Sie ließen auch eine große Glocke gießen. Aber die Längenfelder waren ihnen neidig und sagten, die neue Glocke sei gerade recht für sie selber und hängten sie in ihren Kirchturm. Doch der Klöppel schlug nicht an. Dafür hörte man eine Stimme:

"Anna Maria heiß i,
alle Wetter vertreib i,
zu Gries im Kirchturm bleib i!"

Da schämten sich die Längenfelder und schickten die Glocke gleich hinauf nach Gries, wo sie hingehörte. Dort schlug sie auch geschwind an und klang rein und schön durchs Tal. Noch zogen sie am Glockenstrang, als vom Ferner her ein schweres Gewitter herauszog. Mitten ins Läuten hinein hörte man die Murenhexen einander zurufen: "Laß an, laß an!", darauf die andere.- "I kann nit, die Grieser große Glocke schreit!"


Barocke Kartusche, Wallfahrtskirche Maria Hilf in Gries, Tirol
"Aus Dankbarkeit!
Maria hat geholfen!"

© Berit Mrugalska, 8. Mai 2005

Quelle: Oetztaler Talkunde, Josef Pienz, Imst 1963, S. 58