DER BUND MIT DEM TEUFEL

Einer hatte mit dem Teufel einen Bund geschlossen. Er verschrieb dem Höllischen seine Seele, wofür ihm dieser zu irdischem Glück und Wohlstand verhelfen mußte. Der Teufel hielt sein Versprechen und machte diesen Mann gar bald steinreich. Nach vielen Jahren ging er in sich und wollte nun seine Seele für den Himmel retten. Er ging zu einem Geistlichen und bat ihn, er solle ihm helfen, diesen verfluchten Vertrag rückgängig zu machen. Der Priester mußte lange mit dem Teufel um die Seele dieses Mannes streiten. Endlich einigten sich beide dahin, daß der Teufel die Seele haben könne, wenn der Mann auch nur an einem einzigen Tage die Messe auslasse. Dieser war froh, auf so einfache Weise den Bund gelöst zu haben. Er ging von nun an jeden Tag in die Messe. Nach vielen Jahren einmal hatte er im Fasching die ganze Nacht gezecht und als er sich am Morgen endlich an seine tägliche Pflicht erinnerte, war es zu spät. Er lief zwar, was er konnte, um noch sein Versprechen erfüllen zu können; als er auf den Kirchplatz kam, war der Gottesdienst gerade fertig und die Leute kamen bereits aus der Kirche.

Höllenrachen © Berit Mrugalska
Darstellung des Höllenrachens , Pfarrkirche hll. Georg und Nikolaus, Ötz (Tirol)
Predella des Erzengelaltares, Relief, Unterkirche hl. Michael
Schnitzer: Ignatzius Woibl (Ignaz Waibl), Vgl. DEHIO-Tirol, 1980, S. 589
© Berit Mrugalska, 8. Mai 2005

Da stand plötzlich der Leibhaftige vor dem Verzweifelten und verschwand mit ihm durch den Boden. Feuer und Rauch stiegen aus dem Abgrund, in dem die beiden gefahren waren. Das Loch auf dem Kirchplatz aber schloß sich wieder und dann sah man nichts mehr.

Falkner, Christian, Sagen aus dem Ötztal, in: Ötztaler Buch (= Schlern-Schriften 229), Innsbruck 1963, S. 176
aus: Sagen und Geschichten aus den Ötztaler Alpen, Ötztal-Archiv, Innsbruck 1997