Von den saligen Fräulein

Eine Sage von den saligen Fräulein, mit denen die ältere Bezeichnung des Hochplattigs [Hochplateaus] als Frauenschritt oder Hoher Frauenschritt in Verbindung stand, erzählt Adolf Pichler:

"Mit goldenem Haar und in weißen Kleidern spinnen sie Flachs, schrecken die Jäger zurück, wenn sie ihre Gemsen bedrohen, helfen frommen Menschen bei der Arbeit und bringen ihnen Segen ins Haus. Die eine oder andere hatte auch mit einem jungen schönen Senner ein Verhältnis, diesem zum Unheil, denn bei Gelegenheit vergaß er sich mit einem hübschen Mädel und bot dann dieser Erdentochter statt dem saligen Fräulein Hand und Herz. Darauf hüllten sich dann die Berge in Nacht, Donner rollten, Gießbäche rauschten und des Morgens lag der Ungetreue mit Haus und Hof unter einer Mure verschüttet oder vom Blitz getroffen, während die sonnigen Höhen leichte Nebel umflossen, eben die saligen Fräulein, die kein Menschenherz zu rühren vermag."

Quelle: Mieming - Die Gemeinde am Miemingerberg, Karl Miller-Aichholz, Eigenverlag der Gemeinde Mieming, 1985.