Die Teufelsmühle

Eine der schönsten Wanderungen auf dem Mittelgebirge südlich von Innsbruck führt über den Tummelplatz nach Aldrans und, vorbei am Herzsee, durch ein schattendunkles Tälchen nach Judenstein. In der Tiefe dieses Tales stand bis in die jüngste Zeit die Ruine einer verfallenen Mühle, an deren Wand ein Teufelsbild aufgezeichnet war.

Herzsee, Tirol

Herzsee, Tirol
©Wolfgang Morscher, 7.7.2002

Diese Mühle hat einmal ein Aldranser Bauer errichten wollen, und zwar, da ihm das Geld fehlte, mit Hilfe des Teufels. Der Böse erklärte sich bereit, die Mühle in einer einzigen Nacht bis zum ersten Hahnenschrei fertigzustellen, dafür müsse die Seele des Bauern ihm gehören. Flugs machte sich der Satan ans Werk und erbaute in wenigen Stunden die ganze Mühle, es fehlte nur noch der große Mühlstein. Schon nahte das Morgengrauen, daher mußte sich der Teufel, der den Mühlstein aus dem Inntal heraufschleppte, beeilen. Als der Bocksfuß am Herzsee vorüberkeuchte, hörte man von den Wiesenhöfen herüber das erste "Kikeriki!" Das Spiel des Satans war verloren.

Teufelsmühle

Teufelsmühle
"Hier in der Teufelsmühl
treib ich mein Höllenspiel
mein Höllenfuier
ischt noch nicht erloschen
für bease Mäuler
lose Goschen"
©Wolfgang Morscher, 7.7.2002

Voll ohnmächtiger Wut schleuderte der geprellte Teufel den Mühlstein ins Tal, wo er in tausend Trümmer zerschellte. Der Bauer aber lachte sich ins Fäustchen und nannte seinen Besitz zu Ehren des höllischen Baumeisters die "Teufelsmühle".

Teufelsmühle

Teufelsmühle
der Stollen rechts vom Mühlrad wurde im 2. Weltkrieg von russischen Kriegsgefangenen als Luftschutzstollen angelegt.
Im Zuge dieser Arbeiten ist die Teufelsmühle abgebrannt und wurde ein paar Jahre nach dem 2. Weltkrieg bis auf die verbliebene Mauer abgetragen.
©Wolfgang Morscher, 7.7.2002

Quelle: Die schönsten Tiroler Sagen, Karl Paulin, Innsbruck 1972