Hippolytus Guarinoni - Numinos und Numerus

"Gegen den gottseligen Petrus Canisius aus der Gesellschaft Jesu hegte er [Guarinoni] eine solche Verehrung, daß er jedesmal, wenn er Pestkranke besuchen mußte, ein Stück vom Gewande desselben auf der Brust bei sich trug, und die Bewahrung seiner Gesundheit mitten unter ansteckenden Krankheiten diesen Reliquien zuschrieb. In seinem Siegelringe hatte er das Bildnis des Erlösers - aus einem Achatsteine geschnitten und in Gold eingefaßt - zum beständigen Gegenstand seiner Betrachtung." (Rapp, S. 39)

Karlskirche Volders
Karlskirche Volders, 1620 von Guarinoni gestiftet, geplant und
wohl auch durch eigenes Mitwirken gebaut u. 1654 gew.
1710 vollendet, von dem berühmten Tiroler Barockkünstler
Martin Knoller 1765/1766 freskiert (Vgl. Wahler, DEHIO-Tirol, S. 848)
Auffallender Kirchenbau, heute an der Autobahn gelegen, durch das einzigartige Außendekor
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Berit Mrugalska, 10. Juni 2004

 

Bemerkenswert ist im Leben Guarinonis die "Dreizahl", im christlichen Sinne die Heilige Dreifaltigkeit. So ist die Wallfahrtskirche in Volders der Heiligsten Dreifaltigkeit, sowie den Heiligen Karl Borromäus, Franziska Romana und Ignatius geweiht. Die für eine Wallfahrtskirche typische Form eines Zentralbaues, erweitert er durch den Anbau von drei Kapellen, je eine für die genannten Heiligen. Selbst der Glockenturm zeichnet sich durch die Dreizahl aus, er besticht durch seine drei halbkreisförmigen Auswuchtungen. Und nicht zuletzt ist die Westfassade nach der Dreizahl gegliedert. (Vgl. Wahler, S. 11ff)

Westfassade der Karlskirche Volders
Westfassade der Karlskirche Volders
Volutengiebel, Nischen, Säulenportal
strahlt große Detailfreude aus
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Berit Mrugalska, 10. Juni 2004

Bei Rapp werden drei Gotteshäuser angeführt, die von Guarinoni erbaut wurden. Die oben genannte Karlskirche in Volders, die Kapelle Kosmas und Damian (1627) im Voldertale und die ehemalige Wallfahrts-Kirche des sel. Andreas von Rinn und Unschuldige Kinder. (Vgl. Rapp, S. 31)
Laut Dehio-Tirol ist die Kapelle zum Volderer Wildbad mehrmals abgebrannt, der jetzige Bau geht also nur indirekt auf Guarinoni zurück. Allerdings wird noch die Borgiaskapelle im Volderwald mit Guarinoni in Zusammenhang gebracht, auch hier war der gläubige Stiftsarzt eine treibende Kraft zur Erbauung der Kirche. Ob er auch an den Bauplänen mitgewirkt hat, ist wissenschaftlich nicht zu belegen, es handelt sich aber ebenfalls um einen barocken Zentralbau, dessen Grundriß von der Karlskirche abgeleitet wurde. (Vgl. DEHIO-Tirol, 1984, S. 822)

Seine Frau Charitas gebar, so seltsam es auch klingen mag, Drillinge. Sie verstarben gleich nach der Geburt und trugen alle den Namen Christina. Begraben wurden sie auf dem Georgenberg in dem Dreifaltigkeitskirchlein. Auf dem Grabstein der drei Schwestern ist zu lesen:

"Tirmellae Christinae Guarinoniae, matre Charitate genitae, charitate vivimus, ac ut in charitate hic resurgamus, in charitate hic quiescimus. Tu viator, in charitate ut moriare, in charitate vive, in charitate vale.

Den vierten Tag Märzen im 1604. Jahr
Charitas oder Lieb uns drei gebar,
Drei Christinas, drei Schwestern, drei Gottesgab,
Die zumal beschloß Ein Leib, jetzt beschließt ein Grab.
In einer Stund' sind wir geboren, lebten und starben zugleich,
Und fuhren von Lieb zu Lieb ins Himmelreich.
" (Rapp, S. 7)

Guarinoni verstarb am 31. Mai 1654, am Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit. (Rapp, S. 9; Wahler, S. 13)

Quelle: *) Ludwig Rapp, Hippolytus Guarinoni, Stiftsarzt in Hall, 1903
P. Robert M. Wahler OSM, Die Karlskirche in Volders, o. Jg.
DEHIO-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Tirol, 1980.