Vom Haller Salzbergwerk

Obwohl heute schon Lastenautos die alte Halltaler Straße befahren, so blüht doch auch heute noch in heiligen Nächten der Bergsegen und wer da vors Haus geht und sich trotz aller Nüchternheit der Zeit ein fühlendes Herz bewahrt hat, der kann helle Lichtlein über die Wege und Treppen huschen sehen. Das sind die Lichtlein der Bergmännchen, und so lange diese leuchten, währt der Segen des Berges. Während aber die Bergmännlein mäuschenstill ihres Weges ziehen, gibt es auch andere, schlimmere Geister, welche bei Nacht laut polternd durch das alte Haus gehen und sündhafte Bergleute sind. Im Wasserberg hört man gar winseln und heulen, und die Geister, die dort hinein gebannt sind, haben es wohl am buntesten getrieben, bis sie der Teufel geholt hat. Das ist nämlich buchstäblich einem Salzmaier passiert, der Sonntage und Werktage gleich gottlos fluchte und sakermenterte, niemals in die Kirche ging und die Bergleute nur schikanierte. Der hörte einmal in wilder Nacht vom Törl herab rufen: „Aus ist's, aus ist's, Salzmaier!“ Und im selben Augenblicke fuhr schon der Leibhaftige die Schuttreisen herab und holte den Salzmaier, wie er ging und stand.

Mitgeteilt von Dr. J. M. Metzler

Quelle: Tiroler Heimatblätter, 4. Jahrgang, Heft 4, April 1926, S. 123.