DIE STAMPA

Jene in einem früheren Kapitel erwähnte Benedikta Moll ging einmal mit ihrem Vater beim ersten Tagesgrauen an den Teil- wiesen vorbei. Sie blieb einen Katzensprung zurück, stellte den Fuß auf die dort befindliche Steinmauer, um sich den aufgegan- genen Schuh zu binden. Da guckte ein schneeweißer Roßkopf über ihre Schultern, daß sie entsetzt aufschrie. Ihr Vater beruhigte sie und meinte, das würde die "Stampa" gewesen sein, jenes Wilde Weib aus der Nassereither Gegend, das es auf Kinder und junge Mädchen besonders abgesehen habe. Er bekreuzte die Tochter und führte sie bis zum Vollwerden des Tages fest an der Hand.


Quelle: Imster Geisterbrevier, Hermann J. Spiehs, Imst 1936, Seite 56