Der Bärensteig

Etwa eine halbe Gehstunde vor Gerlos liegt der Weiler Grasegg. Dort mündet der Schwarzachbach in die Gerloser Ache. Folgt man dem Bach aufwärts, gelangt man zur Unteren Schwarzachalm, wo vor vielen Jahren ein Bär sein Unwesen trieb. Er riss ein Schaf nach dem anderen und fügte den Bauern dadurch großen Schaden zu. Zwar stellten ihm Jäger und Wilderer nach, aber es schien unmöglich zu sein, ihn zu erlegen. Bald hieß es, der Bär sei unverwundbar.

Da kamen die Almleute eines Tages auf die Idee, das Untier zu überlisten. Sie fällten einige Fichten, schälten die Rinde von den Stämmen und belegten damit den Steig, den der Bär von seiner Höhle aus nehmen musste, um die Weide zu erreichen. Dann legten sie sich in den Hinterhalt und warteten.

Am nächsten Morgen drang das hungrige Gebrumm des Bären aus der Höhle. Bald stand er selber davor, gähnte und blinzelte ins Morgenlicht. Kaum aber hatte er seine vier Pfoten auf die glitschigen Rinden gesetzt, rutschte er aus und stürzte über eine Wand in die Tiefe, wo er zerschmettert liegen blieb. Der Steig heißt seither "Bärensteig".

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 59f.