Der Teufel wispelt

In einem Bauernhaus zu Melcher im Bezirk Fügen erwartete die Dirn eines Abend ihren Geliebten. Richtig, da hörte sie auch bald von ferne wundernett wispeln und sperrte erfreut, in der Meinung ihr Bua sei's, die Hausthüre auf. Das Herz lachte ihr, als das Pfeifen immer näher kam. Jetzt trat ein stämmige Bursche, der ganz wie ihr Liebhaber aussah, in den Hausflur und gieng mit ihr in die Stube. Kaum hatte er aber die Thüre hinter sich zugemacht, als sich der vermeintliche Geliebte in eine scheußliche Teufelsgestalt verwandelte, die Dirne erfaßte und sie an allen vier Wänden "herumdrisselte", daß sie kläglich um Hilfe schrie. Der Bauer, welcher in der "Stübenkummer" schlief, wurde durch das Gepolter und "Winz'lwerch", das in der Stube losgegangen war, geweckt, kleidete sich schnell an und lief hinunter, um nachzusehen, was denn dieser Lärm zu bedeuten habe. Wie er aber die Stubenthüre aufmachte, sah er zu seinem Entsetzen die Magd in den Klauen des Teufels. Der Bauer bekreuzte sich und eilte in den Stall, um ein weißes Schäflein zu holen. Dieses hielt er über den Kopf der Dirne, und der Höllenfürst mußte sofort das Weite suchen.

Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 78.