Verschiedene Schätze

Einst fand eine arme Taglöhnerin beim Holzsammeln in einem Walde bei Seefeld einen Haufen schöner, bunter "Scherpelen" und dachte: "ja was ist denn da alles zusammengeschlagen worden?" Sie bückte sich und steckte einige dieser glänzenden Scherben als Spielzeug für ihre Kinder ein. Als sie nach Hause kam, liefen ihr die Kinder fröhlich entgegen und die Mutter sagte zu ihnen: "Weil ihr so brav gewesen seid, habe ich euch heute etwas mitgebracht. Dabei griff sie nach den "Scherpelen"; doch, o Wunder! diese hatten sich in Napoleondor verwandelt. Natürlich eilte sie sofort in den Wald zurück, fand aber nicht einmal mehr jene Stelle, wo der Schatz geblüht hatte.

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Einmal sah ein Hirte auf einer Wiese bei Seefeld, wo er die Kühe hütete, in einer Grube ein weißes "Zuig", das wie Kalk aussah. Gedankenlos rührte er mit seinem Stocke darin herum. Da ertönte eine laute Stimme hinter ihm: "Wos thuast denn du do unt'n?" Erschreckt zog er den Stecken aus der Masse heraus und lief davon. Als aber zufällig sein Blick auf den Stock fiel, sah er ihn am untern Theile ganz versilbert. Wie er auch jetzt nach der Grube suchte, sie war nicht mehr zu finden.

Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 58/2 und 58/5.