Der "Klammeler" und der Osterberg-Geist

Zwei Bauern von Axams führten wegen des Axamer Baches Prozeß miteinander. Nach ihrem Tode aber mußten beide als blaue Flämmchen geisten. Den einen Putz nennt man den "Klammeler", weil er in der Thalschlucht des Axamer Baches umgieng, den andern den Osterberg-Geist, den man noch jetzt häufig als Lichtlein am Osterberg hin- und herfahren sieht. Manchmal kamen die beiden zusammen und fiengen dann so heftig zu raufen an, daß die Funken stoben.

Eine alte Bäurin vom Adelhof besuchte während der Adventzeit häufig das Rorate. Wenn sie aus dem Hause trat, wartete schon der Osterberg-Geist vor der Thüre. Er begleitete sie stets bis nach Axams hinunter und leuchtete ihr dabei si hell, daß sie auf den oft beschwerlichen Weg nie eine Laterne mitzunehmen brauchte. Nach dem Gottesdienste erschien ihr das Lichtlein auf dem Rückweg wieder und gieng bis zur Hausthüre vor ihr her. Dann postierte er sich auf den Dengelstock, daß die Bäurin den Schlüssel wie am hellen Tage ins Schloß stecken konnte.

Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 28.