Gebannte Geister

Eine Bäurin von Zirl, die frühmorgens mit ihrem Karren auf den Markt nach Innsbruck zu fahren pflegte, vergaß einmal vor ihrem Fortgehen au die Ihr zu schauen und machte sich deshalb viel zu früh auf den Weg. Da hörte sie auf einmal von Ferne das rollen eines Wagens und bemerkte auch bald eine geschlossenen Kutsche mit zwei Rappen bespannt, die ein schwarz gekleideter Kutscher lenkte, langsam die Straße herauffahren. Als sie an derselben vorbeikam, sah sie hinter dem Wagen zwei Patres einherschreiten, von denen jeder ein brennendes Licht, und der eine außerdem ein großes Buch trug. Neugierig wollte die Bäurin fragen, was dieses alles zu bedeuten habe, doch sie befahlen ihr, sofort ihres Weges zu gehen und ja nicht umzuschauen.

Blick aus der Zirler Klamm
Blick aus der Zirler Klamm auf den bliebten Zirler Calvarienberg
©
Tanja Beinstingl, September 2004

Später erfuhr sie, daß die "Schmalzwägerin" von Hall vor einiger Zeit gestorben sein und nach ihrem Tode im Hause keine Ruhe geben konnte, da sie die Leute beim Butterwägen oft betrogen hatte. Deshalb sei der Geist von zwei frommen Patres zuhinterst in die Zirler Klamm gebannt worden.

Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 35/1.