Die Almabfahrt der Kasermanndln

Ein Bauernbursch aus Sellrain wollte auch einmal das "Martinsg'stempf" sehen und stellte sich am Martinsabend an dem Wege, wo es alljährlich vorbeikam, auf. Bald nahte es heran, und erließ die Kasermanndln an sich vorbeipassieren. Das letzte aber warf ihm ein Seil in die Schulter. Kein Mensch vermochte ihm dasselbe wieder herauszuziehen. Es that ihm jedoch nicht weh, so daß er damit arbeiten und hantieren konnte, wie sonst. Da gab ihm ein alter, erfahrener Mann den Rath, sich am Jahrestage jenes unliebsamen Ereignisses wieder auf derselben Stelle einzufinden. Als nun die Kasermanndl wieder vorbeizogen, sagte das letzte, es habe da voriges Jahr ein Beil hinein geschlagen, dieses müsse es jetzt wieder herausziehen. Mit einem Ruck riß er das Seil aus der Achsel, und der Mann war von der lästigen Hacke befreit.

Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 25/4.