Der Bock und der Pfannenflicker

Es war in der guten alten Zeit, da ging ein Pfannenpflicker über ein Joch. Er wollte auch auf der anderen Seite des Bergesein Geschäft machen. Waren doch in der alten Zeit bei den Bauern die Pfannenflicker gerne gesehen. Kupferschmiede und Spengler gab es damals nicht so viele wie heute. Und billiger werden die Pfannenflicker auch gearbeitet haben. Sie waren auch bekannt wegen ihres großen Durstes. So lieferten die Pfannenflicker nicht nur manchmal ein Räuschlein, sondern sie wurden auch dick.

Auch der Pfannenflicker, der über das Joch ging, war etwas zu dick. Er ging daher langsam und mußte alle fünf Schritte rasten. Schnell ging der Übergang nicht.

Das Joch war erreicht. Nun ging es schneller. Nicht etwa, weil es hinab ging. Nein. Ein Bock sah den Pfannenflicker und verfolgte ihn. Der Pfannenflicker aber hielt den Bock für einen Teufel und lief daher vor Schreck, was er laufen konnte. Der Bock ließ in seiner Verfolgung nicht nach. Er wird sich gefreut haben, hier einen Mann zu finden, der sich vor ihm fürchtet! Endlich wurde es dem Pfannenflicker zu dumm, er stellte seine Kraxe auf den Baumstock und machte neunmal das Kreuzzeichen. Der Bock-Teufel achtete nicht darauf. Mit ganzer Kraft rannte er dem Stock, wo die Kraxe stand, zu und stieß sie hinab. Das Geklirre und Gerumpel der Pfannen und Kessel erschreckte ihn und er nahm reißaus.

Als sich der Pfannenflicker von seinem Schrecken erholt hatte, sagte er derb: "Rumpl der Kessel ist besser, als neunmal das heilige Kreuz."

Der Pfannenflicker nahm seine Kraxe und ging - vom Teufel befreit - den Berg hinab.

Quelle: Anton Schipflinger in: Sonntagsblatt Unterland, 1936, Nr. 12, S. 7.
aus: Sagen, Bräuche und Geschichten aus dem Brixental und seiner näheren Umgebung, gesammelt und niedergeschrieben vom Penningberger Volksliteraten Anton Schipflinger, zusammengestellt von Franz Traxler, Innsbruck 1995 (Schlern-Schriften Band 299).