Der Mann im Bache.

In der Nähe des Städtchens Vils im grünen Tale gleichen Namens und der Grenzstation Schönbüchl eilt, vom aussichtsreichen Aggenstein kommend, der Reichenbach der Vils zu. Er bildet auf eine Strecke die Landesgrenze. Vor Zeiten sah man öfters gegen Abend, wenn es anfing dunkel zu werden, einen großen, schwarzen Mann mit fliegendem Mantel das Bachbett auf- und niederwandeln. Mit einem breiten Hut in den Händen fuchtelte er und gab den Leuten, die etwa vom Weg abgekommen, die Wegrichtung an, aber die verkehrte. Auch Fuhrwerke, die hier früher ungemein zahlreich vorüberfuhren, suchte er in der Nacht und bei verschneiten Wegen irrezuführen. Einmal gerieten einige handfeste Fuhrleute mit ihm scharf zusammen, da er sie ganz vom Wege abgebracht hatte. Der Geist, mit seiner Riesenkraft, soll sie arg zugerichtet haben.

Mitgeteilt von H. v. d. Trisanna.

Quelle: Aus der heimischen Sagenwelt, in: Tiroler Heimatblätter, 4. Jahrgang, Heft 11, November 1926, S. 344.