Der Pfaffenstein
Auf dem Wege von Zell im Zillertale nach Gerlos steht knapp am Pfade bei den Gerloser Gütern im Walde ein Stein mit einem Eindruck, als habe ein Mensch in ihm gelegen, fast so wie der Herrgottsstein im Egergrunde in Deutschland, nur daß dieser hier kein Herrgottsstein ist.
Die Sage gibt demselben einen andern Ursprung. Ein junger Geistlicher
aus Salzburg, der durch das Pinzgau herauf und über den Gerlosberg
gewandert, fiel, als er einer schönen Dirne begegnete, in eine sehr
heftige Versuchung und sagte zu der sich sträubenden Dirne, was er
von ihr begehre, sei so wenig Sünde als der Stein am Wege Schnee
sei. Aber wie er jene zum Steine drängte, gab dieser nach, wurde
so weich wie Schnee, nahm ihre Gestalt auf, und erschrocken bebte jener
zurück, und die Dirne entsprang. Sichtbar erschüttert von dem
Wunder, das vor seinen Augen sich gezeigt, ging der Verirrte in sich und
büßte hart und schwer und lange in einem strengen Kloster den
Fehl jener Versuchung ab.