Alpe Schönach

Der wilden Krimml gegenüber, im Alpengebiete der Gerlos, blickt man in das Schönachtal, dessen gebirgiger Hintergrund bis ins Tal herab weithin übereist erscheint.

Da hat vorzeiten ein herrliches Alpenland gelegen, das eine Sennin und ein Hirte bewirtschafteten, welche gottlos waren und beseelt von frechem Frevelmute; die Sennin wollte stets eine glatte, blanke und geschmeidige Haut haben und wusch daher alltäglich sich Gesicht und Hände mit Milch. Und da ihr Milch auch viel besser schmeckte als Wasser, so trank sie davon auch soviel als möglich. Zum Zeitvertreibe schnitzelte der Hirte statt aus Holz aus Käse ein Kegelspiel, darnach schoben dann er und die Sennin täglich mit Butterkugeln. Solches trieben beide eine geraume Zeit und noch andere Frevel, wie sich denken läßt, bis der Himmel es nicht mehr ansehen konnte; und da kamen Sturmorkane, Hirt und Sennin ereilte der Tod, und die Alpe wurde mit Eis bedeckt, und wie man sie früher schön genannt, so könnte man sie nun nicht mehr nennen, ohne zu seufzen: Schön - ach! Und daher kam ihr nun der heutige Name.

Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 70