264. Der Wassermann im Leopoldsteinersee.

In der Tiefe, am Grunde des Leopoldsteinersees haust ein schrecklicher Geist, der Wassermann, durch einen Fluch für immer in die Wassertiefe gebannt, welcher Kinder und, wenn er deren nicht habhaft werden kann, auch Erwachsene mit Gewalt zu sich hinabreißt in die Tiefe und sie dann aufzehrt. Daher ist es nicht ratsam, bei Sturmwind dem See zu nahe zu kommen oder gar auf seinen Fluten eine Kahnfahrt zu unternehmen.

Der verstorbene Seefischer erzählte, er habe oft zur Zeit des Neumondes nächtlicher Weile den Wassermann in den Fluten des Leopoldsteinersees schwimmen gesehen, schwarz von Farbe, mit Raubtierkopf, langem Hals und feurigen Flügeln.

Nach J. Labres.

Quelle: Johann Krainz, Mythen und Sagen aus dem steirischen Hochlande, Bruck an der Mur 1880.
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