6.11 Wein im Brunnen in der Christnacht

In der Christnacht, so um das Wandlungsläuten während der Chistmette herum, rinnt aus jedem Brunnen Wein. Dieser ist besser als jeder andere Wein der ganzen Welt, Die Sache hat aber einen Haken: Einmal wollte einer in der heiligen Nacht beim Brunnen Wein trinken. Er stellte sich zum Brunnen, sobald die andern Leute zur Christmette gegangen waren und kostete immer wieder, ob das Wasser schon in Wein verwandelt war. Aber es blieb nur gewöhnliches Wasser. Als die Glocken dann aber zur Wandlung läuteten, kostete er wieder und siehe da - jetzt floss der beste Wein aus dem Rohr! Erfreut rief er aus:

„Ah, jetzt ist das Wasser endlich Wein!“

„Und jetzt g‘hörst du endlich mein!“

sagte jemand hinter ihm und das war der Teufel. Der packte ihn und trug ihn fort durch die Luft. Als die Leute aus der Kirche zurückkamen, hörten sie ihn noch immer winseln, aber helfen konnten sie ihm nicht mehr.

Quelle: Sagenhaftes Hinterbergertal, Sagen und Legenden aus Bad Mitterndorf, Pichl-Kainisch und Tauplitz vom Ende der Eiszeit bis zum Eisenbahnbau, Matthias Neitsch. Erarbeitet im Rahmen des Leader+ Projektes „KultiNat“ 2005 – 2007.
© Matthias Neitsch