6.12 Christnachtsspuk beim Roner in Neuhofen

Der Roner in Neuhofen ist einmal in der Christnacht während der Mette allein zuhause geblieben. Als die Hausleute fort waren, hat er die Haustür ordenlich verriegelt, hat noch etliche Nüsse und ein Stück Kletzenbrot gegessen, hat sich dann ein Pfeiferl angezündet und sich gemütlich auf die Ofenbank gelegt. Plötzlich geht die Tür auf und wieder und gleichzeitig geht das Licht aus. Irgendetwas ist schnurstracks auf ihn zugegangen. Das unheimliche Wesen hat ihn an den Füßen gepackt und hat aus Leibeskräften gezogen. Der Roner wusste sich nicht anders zu helfen und hat sich am Ofengeländer festgehalten. Der Geist hat nach und nach so fest gezogen, dass das die Stange schon angefangen hat, zu krachen. Der Bauer fürchtete sich aber nicht und dachte: „Wenn du nicht bald aufhörst zu ziehen, muss das Ofengeländer halt auch mitgehen.“ Da hat ihn dann der Geist losgelassen und ist durch die Tür verschwunden. Kaum war die Tür wieder zu, brannte auch das Licht wieder. Der Roner aber fürchtete sich jetzt plötzlich so gewaltig, dass er sich nicht mehr anders zu helfen wusste, als niederzuknien und zu beten, bis die Leute aus der Christmette wieder zurück waren.

Quelle: Sagenhaftes Hinterbergertal, Sagen und Legenden aus Bad Mitterndorf, Pichl-Kainisch und Tauplitz vom Ende der Eiszeit bis zum Eisenbahnbau, Matthias Neitsch. Erarbeitet im Rahmen des Leader+ Projektes „KultiNat“ 2005 – 2007.
© Matthias Neitsch