2. Der verhexte Schatz.

Vom Groß-Riegler in Södingberg wird folgende Sage erzählt:

Vor etlichen hundert Jahren lebte auf dem Hof ein Besitzer, der ein großer Geizhals war. Er vergrub sein erspartes Geld unter einer Buche in seinem nahen Wald, damit, er den versteckten Schatz immer vor Augen habe. — Nach einer Zeit wollte er wieder einmal die Goldstücke zählen, doch konnte er die Buche nimmer finden, soviel er auch suchte. Von seinem Stubenfenster aus sah er den Baum deutlich, wenn er aber in den Wald ging, entschwand die Buche seinen Blicken.

Voll Verzweiflung ließ er den Wald schlagen. Die Stämme wurden weggeführt, und die Holzknechte zündeten das Gereut an. Da sah der Bauer, wie aus einem Baumstrunk flüssiges Gold herausrann. Das kränkte ihn so, daß er vor Kummer bald darauf starb.

Aus dem Hirscheggerwinkel wird eine ähnliche Sage erzählt. Auch dort soll ein Bauer sein Geld in einem Baum versteckt haben. Von seiner Behausung aus konnte er den Baum immer sehen, aber sobald er ihn suchen ging, entwich der Baum seinen Augen, und er konnte ihn nicht finden. Da kam ihm ein guter Gedanke. Er verkaufte ein Paar Ochsen und ging mit dem Geld in der Tasche dem Baum zu, in dem sein Schatz lag. Dabei sprach er laut vor sich hin: ,,Das Geld da leg ich zum andern dazu! — Das Geld da leg ich zum andern dazu!" — Wahrscheinlich hat ihn der Teufel gehört, und diesmal fand er sogleich den richtigen Baum. Aber statt daß er sein Geld dazulegte, nahm er den verhexten Schatz zu sich und trug ihn heim. Da soll ihm der Teufel „Spitzbua! Elendiger Spitzbua!“ nachgerufen haben.

Quelle: Was die Heimat erzählt, Die Weststeiermark, Das Kainach-, Sulm- und Laßnitztal. Herausgegeben von Franz Brauner. Steirische Heimathefte. Graz 1953.
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