ALS DER TEUFEL UM DIE WETTE NÄHTE

Im Rainbachgraben über Hallein stand einstmals eine kleine Mühle. Vor ihr lag ein großer Stein, der eine eigenartige Höhlung aufwies. Das kam daher, weil der Teufel sich den Stein zu seinem Lieblingsplatz auserwählt hatte und wo er, wenn er so saß, stundenlang mit dem Schweif auf den Felsen zu schlagt pflegte. Einen Schneider, der in der Mühle wohnte, verdroß dieses fortwährende Geklopfe gar sehr, und er sann auf Mittel und Wege, um den unliebsamen Gast vor seinem Fenster loszuwerden. Er verwickelte den Teufel in ein Gespräch, und alsbald hatten die beiden miteinander eine Wette abgeschlossen. Sollte dabei der Schneider gewinnen, so mußte der Teufel das Feld räumen, im umgekehrten Falle aber sollte die Seele des Schneiders dem Bösen gehören. Der Schneider schnitt zwei ganz gleiche Röcke zu; die beiden setzten sich mit Nadel und Zwirn bewaffnet einander gegenüber und - eins, zwei, drei - ging's los!

Sie stichelten was das Zeug hielt und daß ihnen der Schweiß über die Gesichter lief. Während der Schneider aber mit kurzen Fäden nähte, glaubte es der Teufel ganz schlau zu machen. Er hatte einen einzigen, doch schier endlosen Zwirnsfaden eingefädelt und mußte auf diese Weise bei jedem Stich dreimal ums Haus springen. - So kam es, daß der Schneider fertig war und fröhlich seinen Rock schwenkte, während der Teufel mit knapper Not eine einzige armselige Naht fertiggebracht hatte. Da warf er wutentbrannt seine Arbeit hin und fuhr unter Pech- und Schwefelgestank durch die Lüfte davon.

Quelle: Josef Brettenthaler, Das große Salzburger Sagenbuch, Krispl 1994, S. 108