Die Goldkohlen

In der Nähe eines Hügels am Untersberge sahen einmal zwei Holzknechte ein Häuflein Kohlen in der Sonne liegen. Durch den hellen Glanz angelockt, steckte der eine vier, der andere sechs Stück derselben ein. Im Weitergehen aber dachte sich der erstere: "Wozu nützen mir diese Kohlen?" und warf sie in einen kleinen
Weiher, der zwischen einer Klamm liegt. Kaum jedoch hatten die verachteten Steine das Wasser berührt, als sich dasselbe auch schon golden färbte. Nun reute es den Vorschnellen bitterlich, allein das Geschehene ließ sich nicht mehr ungeschehen machen; der andere Knecht aber verwahrte seinen Fund um so vorsichtiger. Als er nach Hause kam, waren seine Kohlen in pures Gold verwandelt und er plötzlich ein reicher Mann geworden. Wohl lief sein Kamerad gleich wieder auf den Berg zurück, um sich neue Kohlen zu suchen; als er aber an den bekannten Ort zurückgekehrt war, schaute er statt der gehofften Schätze giftige Nattern und Schlangen, vor denen er nur mit knapper Mühe sein Leben retten konnte. So fand der Voreilige eine empfindliche Strafe.

Quelle: R. von Freisauff, Salzburger Volkssagen, Bd. 1, Wien/Pest/Leipzig 1880, S. 87 f, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 220.