Das wundertätige Gnadenbild von Maria Plain

Weit schaut von einer sanften Anhöhe nördlich der Stadt Salzburg die doppeltürmige Kirche von Maria Plain, ein Werk des Hofbaumeisters Giovanni Antonio Dario, ins Land hinein, und seit altersher wird die Gnadenmutter von Maria Plain verehrt.

Zahlreiche Weihegaben und Bilder an den Wänden des Gotteshauses künden davon, wie hier fromme Wallfahrer um die Erhörung ihrer Wünsche beteten oder diese ihnen in Erfüllung gegangen sind, und vom silbern und golden erstrahlenden Hochaltar schaut das uralte Gnadenbild auf die Gläubigen nieder.

Von ihm wird folgendes berichtet: Als im Dreißigjährigen Krieg ganz Deutschland von den Schweden heimgesucht und allenthalben schwer verwüstet wurde, überfielen 1633 die Feinde auch den Markt Regen im Bayrischen Wald, plünderten ihn und brannten ihn vollständig nieder.

Ein ehrsamer Bürger und Bäcker namens Paul Regner hatte ein Muttergottesbild, und obwohl das Haus bis auf den Grund abgebrannt war, wurde das Bild im Schutt unversehrt gefunden. Eine Edle von Grimming brachte das Bild an sich, und ihre Nachkommen bewahrten es als einen teuren Familienschatz. Rudolf von Grimming ließ es am 8. Dezember 1652 zuerst auf den Plainberg bringen und dort in einem eichenen Kasten aufrichten. Aber schon im Jänner des folgendes Jahres nahm er es wieder weg und stellte dafür eine Nachbildung auf, welche nicht minder viele Andächtige herbeizog.

Mit dem Original begab er sich nach einiger Zeit in das Bistum Augsburg, erbaute sich auf dem Wankerberge eine Einsiedelei und lebte da dem Gebet und der besonderen Verehrung der seligsten Jungfrau. Nach seinem Tod kam das Bildnis jedoch über Betreiben des Erzbischofs Maximilian Gandolf wieder nach Salzburg, wo es zuerst 1676 in der Hochfürstlichen Residenz aufgestellt und endlich 1732 mit großer Feierlichkeit nach Plain übertragen wurde. Hier hatte man indessen 1657 eine hölzerne Kapelle erbaut, in welcher dann bis etwa 1670 mehr als 33.000 Messen gelesen worden waren.

Aus den vorhandenen Opfern wurde 1671 der Grundstein zur jetzigen Kirche gelegt und der Bau so eifrig betrieben, daß bereits 1674 ihre Einweihung vorgenommen werden konnte.

Die Kirche erhielt besonders im Jahre 1683 von Wienern, welche vor den Türken geflohen waren, reichliche Geschenke. 1751 wurde das Gnadenbild mit einer goldenen Krone geziert, und 1775, zum 25jährigen Jubiläum, schrieb Wolfgang Amadeus Mozart dafür die berühmte Krönungsmesse. Manchen Musikwissenschaftern nach wird heute dieser Zusammenhang angezweifelt! Am 25. August 1824 wurde die Wallfahrtsstätte dem Kloster St. Peter zu Salzburg übergeben, und heute noch ist Maria Plain neben Maria Kirchental bei Lofer der bekannteste Wallfahrtsort des Salzburger Landes; es wurde 1952 in den Rang einer päpstlichen Basilica minor erhoben.

Quelle: Josef Brettenthaler, Das große Salzburger Sagenbuch, Krispl 1994, S. 24 - 25.