Der Ring der Weitmoserin

Die Frau des Gewerken Weitmoser war gar stolz und "håg'sechn" (hochmütig); als sie einstmals durch die Gasteiner Klamm ritt, verlangte eine Bettelfeggin (zerlumptes Weib) von ihr eine Gabe. "Aus dem Weg, Bettelvolb, sagte die Weitmoserin. Da rief ihr das arme Weib einen Fluch nach, daß sie verarmen möge. Die Weitmoserin aber wendete ihr Roß, zog einen Ring vom Finger und sagte, während sie ihn in die tosende Ache warf: "So wenig wie dieser Ring wieder zum Vorschein kommt, so wenig wird sich das Golderz vermindern." Bald darauf wurde eine Forelle gefangen, in deren Leib man den Ring der Weitmoserin fand. Von da an nahm der Bergsegen ab und ist nie mehr wiedergekommen.

Der Ring der Weitmoserin © Maria Rehm

Der Ring der Weitmoserin
© Künstlerin Maria Rehm
© Viktoria Egg-Rehm, Anita Mair-Rehm, für SAGEN.at freundlicherweise exklusiv zur Verfügung gestellt.

Quelle: Marie Andree-Eysn, Volkskundliches. Aus dem bayrisch-österreichischen Alpengebiet, Braunschweig 1910,Nr. 8, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 143.