Der Goldwagen

Es gibt in Filzmoos zwei "Schwarzlacken", die eine an der Ostseite der Gsengplatten, die andere an der Ostseite des Wurmeckberges gelegen. Bei herannahendem Gewitter, oder wenn überhaupt ein Wechsel vom schönen zum schlechten Wetter stattfindet, soll man aus den Tiefen beider ein unheimliches dumpfes Grollen vernehmen, das man im ganzen Tale hören kann. Bei der ersteren soll dieses sonderbare Geräusch von einem in ihr verborgenen Goldwagen, bei der anderen von einem greulichen Lindwurm herrühren, der in ihr haust.

Den Goldwagen, der in jeder Sonnwendnacht mit der Deichsel herausschaut, wollten einstmals drei Burschen herausziehen. Indes zwei an der Deichsel zogen, betete der dritte inbrünstig um das Gelingen der schweren Arbeit. Als nun zwei den Wagen fast schon ganz herausgezogen hatten und den unermeßlichen Wert desselben beurteilen konnten, führte sie der Geizteufel in Versuchung, und sie faßten den Entschluß, den Schatz unter sich allein zu teilen, den Beter aber um seinen Teil zu betrügen. Kaum hatte aber diese Absicht in ihnen Wurzel gefaßt, so rollte der Wagen wieder zurück und verschwand auf Nimmerwiedersehen.

Quelle: R. von Freisauff, Salzburger Volkssagen, Bd. 2, Wien/Pest/Leipzig 1880, S. 564, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 225.