DER SCHACHT DER FRAU MAIERIN

Es geht in der Gastein vielfach die Sage, daß aus den alten Bergbauzeiten her gar mancher reiche Schatz vergraben und versetzt (verzaubert) sei, der noch gefunden und gehoben werden könne, wenn nur der rechte Finder käme. Einen dieser Schätze soll Christoph Weitmoser zu Winkel, Römisch-Königlicher Majestät Rat und Gewerke in der Gastein, Rauris, Schladming, Bleibach bei Villach in Kärnten, welcher 1558 noch im großen Reichtum starb, selbst vergraben haben. Einen andern überreichen Schatz, bestehend in einem gold- und silberreichen Stollen, besaß Hans Maier, dessen Frau, Margaretha, die Tochter eines wohlhabenden Gewerken, Hans Zott, war. Im Jahr 1637 wurde Frau Maierin gezwungen, wegen Unterschied ihres Glaubensbekenntnisses, ihren Mann zu verlassen und auszuwandern. Da sie sehr an ihrem Manne hing, so ging sie heimlich über das Gebirge zurück, um ihn noch einmal zu sehen; allein sie ward verraten, ergriffen, in langer harter Hast gehalten und dann auf immer verbannt. Da versetzte sie den Schatz, der auf der Erzwiese stand, mit Quadersteinen und machte, daß er nimmermehr gefunden werden konnte. Durch Jahrhunderte ist von Bergleuten und Beamten der Schatz der Frau Maierin gesucht, aber bis dato noch nicht aufgefunden worden.


Quelle: Volkssagen, Mährchen und Legenden des Kaiserstaates Österreich, Ludwig Bechstein, 1840