Das Verhältnis mit der Wildfrau

Der Gaunsbergerbauer war in eine Wildfrau derart verschossen, daß er oft mit ihr in einem Scherm in Lercheck zusammenkam. Das Weib des Bauern, das vom unrechten Treiben ihres Mannes erfuhr, schlich sich einmal heimlich nach und redete ihm gut zu, er möge von seinem Tun ablassen, und bewog ihn zur Umkehr. Als aber der Bauer ein andermal trotzdem wieder zur Wildfrau ging, empfing ihn diese mit bösen Worten und schalt ihn, weil er mit ihr falsch war und nicht sagte, daß er verheiratet sei. "Weil aber dein Weib mit dir gut war, will auch ich dir verzeihen. Sonst aber hätt ich dich zu 'Lab und Stab' (Laub und Staub) zerrieben." Damit verschwand sie und ließ den Bauern stehen.

Quelle: Sigmund, Narholz, Sagen aus dem Rauriser Tal (=Jahresbericht des Sonnblickvereines 1957), S. 62, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 189.