"Rinderkår, bergå!"

Zwischen dem Obersulzbachtal und dem Krimmler Achental liegt das Rinderkar. Auch ein kleiner See ist dort oben in der kargen Gegend, in der heute nur noch Schafe etwas zu fressen finden. Rinder können in dieser Gegend schon lange nicht mehr weiden.

Huetteltaler - Rinderkar © Leni Wallner
Huetteltaler - Rinderkar, Pinzgau
© Leni Wallner, Januar 2006


Vor langer Zeit aber soll im Sulzauer Rinderkar die schönste und fruchtbarste Alm im Oberpinzgau gewesen sein.

Die Melker und Sennerinnen, die auf dieser Alm hausten, lebten deshalb in Saus und Braus und wurden mit der Zeit recht übermütig. Die Sennerinnen formten aus der guten Butter große Kugeln und ließen sie ins Tal rollen. Oder sie kegelten sie in den See, wo dann die Butterkugeln schwammen. Damit der Weg zum Rinderkarsee, aus dem die Almleute das Wasser holten, nicht zu hart war, bauten die Melker eine Stiege aus Käse.

Der Berggeist, der da oben über die Natur wachte, ermahnte sie: "Was ihr tut, ist eine große Sünde! Hört auf mit eurem frevelhaften Treiben, sonst werde ich euch vernichten!" Doch die Knechte und Mägde hörten nicht auf ihn.

Und eines Tages war das Maß der Sünde voll! Der mächtige Berggeist stand vor der Almhütte und rief mit dröhnender Stimme:

"Rinderkåå, bergåå!"


Da kam ein gewaltiger Sturm, Blitze schlugen in die Felswände, Steinlawinen und riesige Felsbrocken verwandelten die herrlichen Almböden in ein ödes Trümmerfeld. Darunter sind wohl auch die Hütten mit den Sündern auf ewige Zeiten begraben.

Quelle: Leni Wallner, Sagensammlerin und -führerin, Emailzusendung vom 3. Mai 2005