Das Gespenst von Bräuern

Vor langer Zeit hauste in der Gegend um  Oberbräuern in Vorderkrimml ein unheimliches Gespenst. Es sah aus wie ein Mann in einem zottigen Wolfspelz.  Nachts, wenn die Leute schliefen, kam es in die Küche und trieb dort sein Unwesen.

Die  Leute fürchteten diesen ungebetenen Besucher und sie wussten nicht, wie sie ihn vertreiben könnten.
Einmal übernachtete ein durchziehender Wanderbursch beim Bräuerbauern. In der Nacht hörte er das Rumpeln in der Küche. Als ihm die Bäuerin erzählte, was der Grund dafür war, gab er ihr den Rat, Eierschalen auf den offenen Herd zu streuen, dann werde Spuk aufhören.

Noch am selben Tag zerdrückte die Bäuerin alle Eierschalen, die sie finden konnte und verteilte sie vor dem Schlafengehen auf der Herdplatte. Ein paar mutige Männer versteckten sich in der Küche, um zu sehen, was nun geschehen würde. Um Mitternacht erschien der Wolfsmann, tappte schwerfällig in der Küche hin und her und wollte sich dann auf den Herd setzen. Da bemerkte er die Eierschalen. Er schüttelte seinen zottigen Kopf und brummte:

„Hiaz bin i wohl alt, woaß neunmal Wiesn, neunmal Wald. Aber so vü  Hiferl und Haferl hun i mei Lebtag nia gsechn!“ 

Er drehte sich um, verschwand durch die Tür und wurde nie mehr gesehen.


Quelle: Emailzusendung von Leni Wallner am 19. Februar 2007.