Gott straft die frevelnden Bergknappen

Vor vielen hundert Jahren war „auf dem Kolben" *) in der Rauris der Bergbau reich gesegnet. Darüber arteten die Bergknappen aus und wurden übermütig und gottlos.

So kam die heilige Christnacht heran. Doch statt zu beten und in die Mette zu gehen ,fluchten und lästerten die wilden Gesellen, aßen und tranken, bis sie toll und voll waren, und würfelten um blanke Golddukaten. Nur ein einziger von ihnen erinnerte sich seiner Christenpflicht und machte sich in Begleitung seines Hundes auf den weiten Weg zur Mitternachtsmesse.

Als er von ihr zurückkehrte und dem Kolben schon ganz nahe war, vernahm er plötzlich von der Höhe herab eine Stimme, welche rief:

„Schieb ab, schieb ab, der Hund ist von der Mett'n da!" **)

Und ehe er noch Zeit fand, über den Sinn dieser Worte nachzudenken, vernahm er ein furchtbares Donnern und Krachen und gewahrte voll Entsetzen, wie sich eine riesenhafte Lawine auf die Knappenhäuser zuwälzte. Im nächsten Augenblick war alles vernichtet und zerstört, und von dem blühenden Bauwerk samt all den Menschen war keine Spur mehr zu sehen.

Der also von Gottes Strafgericht verschont gebliebene Bergknappe floh voll Grauen von der Todesstätte und irrte stundenlang halb von Sinnen durch Schnee und Eis, ehe er wieder nach Bucheben zurückfand, um dort das Geschehene zu berichten.

*) Kolm-Saigurn
*) Ganz Ähnliches wird vom sogenannten Wasserfall-Lehen im Felbertal berichtet. Dort hat der „Thalritt" als rächender Geist Haus und Bewohner vernichtet, und in Wald im Pinzgau, wo ebenfalls ein Bauernhof mit seinen frevelhaften Bewohnern versank, rief der Geist: „Tschara, tschara, da Hund is von da Mettn da. Schachn (Wald) rutsch a!"

Quelle: Josef Brettenthaler, Das Grosse Salzburger Sagenbuch, Krispl 1994, S. 181.