Der Bergstutzen

Der "Bergstutzen" ist ein äußerst gefährliches Untier, das den Lämmern und Ziegen, aber auch den Menschen gefährlich wird; es hat die Gestalt eines Wurmes mit Füßen, mißt ungefähr drei bis fünf Fuß in der Länge und hat, wie Steub sagt, die Dicke eines "Bierkrügels". Die Anzahl seiner Füße ist verschieden; nach einigen hat es zwei, nach anderen vier, dann gar sechs Füße, auf welchen es sich gegen den Menschen pfeifend emporrichtet. Sein Hauch ist giftig, weshalb sich auch jedermann entsetzt, wenn er den "Bergstutzen" zu Gesichte bekommt. Seine wurmähnliche Gestalt endigt in einem Schwanze, der plötzlich abbricht, so daß er wie abgehackt aussieht, daher auch sein Name. Wo der Speik blüht, soll er nicht weit sein.

Quelle: R. von Freisauff, Salzburger Volkssagen, Bd. 1, Wien/Pest/Leipzig 1880, S. 371 f, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 247.

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Ein Jäger pirschte einmal planlos durch die Urschlau, als er plötzlich neben sich etwas rascheln hörte und zur Seite schauend einen "Bergstutzen" erblickt, der, sich um einen Baum schmiegend, ihn mit giftigem Blicke betrachtet. Überrascht und geängstigt, fuhr der Jäger zurück und nahm, sich sorgsam umschauend, seinen Weg in den lichten Wald hinaus, wo er bald darauf einen Rehbock schoß. Das Glück gab ihm neuen Mut, so daß er es nun auch mit dem "Bergstutzen" aufnehmen wollte; er fand ihn aber nicht mehr.

Quelle: R. von Freisauff, Salzburger Volkssagen, Bd. 1, Wien/Pest/Leipzig 1880, S. 371 f, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 247.

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Bucheben und Umgebung waren Jahrhunderte hindurch von einer Schlangenplage heimgesucht, daß die Bewohner schon ans Auswandern dachten. Da kam eines Tages nach Bucheben ein Handwerkgesell, und dieser erfuhr von diesem Elend, ließ sich Schauderdinge erzählen. Trotzdem erbot sich der Fremde gegen Verpflegung auf Lebzeiten, die Schlangen zu bändigen und zu vernichten. Wohl mußten die Buchebener das Versprechen geben, daß sie nie eine weiße Schlange gesehen haben, denn gegen solche wäre seine Macht nicht hinreichend. Und die Buchebener, obwohl sie wußten, daß gar viele, die gegen die Schlangen auszogen, nicht mehr heimkehrten, gaben dieses Versprechen. Der Fremde auf der Einödhöhe machte einen Reisighaufen und zündete ihn an. Er selbst stieg auf einen in der Nähe stehenden Fichtenbaum und spielte auf einer Schwegelpfeife die lieblichsten Weisen. Da kamen von unten und oben, von rechts und links die Schlangen, und alle mußten im Feuer ihr Leben lassen. Schon glaubte er, die letzte Schlange wäre vernichtet, als er von ferne ein Zischen und Pfauchen vernahm, das er wohl kannte. An ein Fliehen war nicht zu denken. Mit Windeseile wälzte sich ein weißes Schlangenungeheuer heran, und ehe sich's der Spielmann versah, schlug es ihn vom Baum hinein in die Glut, wo er mit der Schlange eines elenden Todes sterben mußte. Von da an war Bucheben von der Schlangenplage befreit.

Quelle: Sigmund, Narholz, Sagen aus dem Rauriser Tal (=Jahresbericht des Sonnblickvereines 1957), S. 70 f, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 248.