Das Achenlichtl

Beim Krinnerer Rain nächst Hundsdorf und bei Fürth, unweit von Kaprun, wurde noch vor einigen jahrzehnten das häufige erscheinen des "Achenlichtls" beobachtet. In dunklen oder regnerischen Sommernächten tanzte es am Ufer der Ache auf und ab und machte die possierlichsten Sprünge. Nicht selten kam es auch in die Wiesen, ja bis in die Nähe von Fürth herauf, hatte man es eben hier gesehen, so erblickte man es im nächsten Augenblicke weit davon an einem genau anderen Orte. Ihm in die Nähe zu kommen , scheuten sich die meisten Leute, denn es schreckte und verfolge die nächtlichen Wanderer. Ein Mann, der einmal auf dem Heimwege vom Wirtshause ganz nahe an das Achenlichtl herankam und schon etwas im Kopfe hatte, so daß er seiner Sinne nicht mehr ganz mächtig war, sprach zum Lichtl also: "Geh, Achenlichtl, sei so gut und laß mich meinen Tabak anzünden!" Da kam er aber böse weg; denn als er mit seiner Pfeife hinkam, verbrannte ihm das Achenlichtl das Gesicht, daß er lange daran dachte. Manche wollen in der Nähe des gespenstigen Lichtes mitunter eine blaue Hand gesehen haben.

Das "Achenlichtl" aber soll nach der Sage die arme Seele eines Vaters sein, der sein unehelich geborenes Kind lebendig in eine Grube verscharrte, ohne von irdischen Gerechtigkeit entdeckt worden zu sein. Da er im Leben der verdienten Strafe entgangen, muß er nun im Tode für seine Untat büßen und seine Seele entbehrt der ruhe bis an den jüngsten Tag.

Quelle: Adrian Karl, Alte Sagen aus dem Salzburger Land, Wien, Zell am See, St. Gallen, 1948, S. 85