WIE DIE ÄLTESTE KIRCHE ERBAUT WURDE

Der Sage nach ist die Kirche zu Althofen das älteste Gotteshaus im Lungau *); sie wurde im Jahre 754 vom Bischof Modestus eingeweiht. Hierüber wird folgendes berichtet: Als Kärnten unter bayrische Herrschaft kam, ersuchte der Herzog Chetomar den Salzburger Bischof Virgilius, dahin zu kommen und das noch im Keime begriffene Christentum auszubreiten und zu befestigen. Allein der heilige Virgilius war in seiner eigenen großen Diözese zu sehr beschäftigt, um dieser Einladung nachkommen zu können und sandte daher den Bischof Modestus, einen Benediktiner und eifrigen Mitarbeiter des heiligen Bonifatius, nach Kärnten. Modestus war Irländer von Geburt und mit Bonifatius nach Deutschland gekommen. Im Jahre 754 trat er mit mehreren anderen Priestern die Reise nach Kärnten an und kam auf seiner Wanderung dorthin auch in den Lungau, wo er die dem heiligen Laurentius zu Ehren erbaute Kirche in Althofen bei Mariapfarr einweihte. Die Gegend war damals noch voller Wald, weshalb man das Kirchlein „St. Lorenzi im Wald" nannte.

In Kärnten erbaute der heilige Modestus die berühmte Wallfahrtskirche Maria Saal, woselbst er auch einen bischöflichen Sitz errichtete. Über seine letzte Ruhestätte ist in den alten Chroniken folgendes zu lesen: „In dieser Kirche ist der heilige Modestus nach seinem Hinscheiden von dem Herzog Chetomar in einen steinernen Sarg an der Wand ob der Erde gelegt worden, welcher Sarg mit dem heiligen Leibe allgemach von der Mauer je länger je mehr zu dem Altare, so gegenüber ist, sich begibt, ohne daß man an dem Pflaster den geringsten Schaden verspürt; und ist schon so weit bei Mannesgedenken von der Mauer gewichen, daß zwischen dem Sarge und der Mauer zwei Männer bequem zugleich durchgehen können, was alles mehr als tausend Personen bezeugen können."

*) In Wirklichkeit dürfte jedoch die Kirche zu Mariapfarr die älteste des Gaues sein, wahrscheinlich liegt hier eine Verwechslung mit Althofen in Kärnten vor.


Quelle: Michael Dengg, Lungauer Volkssagen, neu bearbeitet von Josef Brettenthaler, Salzburg 1957, S. 51