UNTERIRDISCHE GÄNGE UM PICHL

Eines Tages fuhr beim Suppanbauer zu Pichl der Knecht mit einem Paar Ochsen aufs Feld, um zu ackern. Da geschah es, daß das Gespann in dem oberhalb des Schlosses gelegenen Feld mitsamt dem Pfluge einbrach und in eine Grube stürzte, die sich plötzlich aufgetan hatte. Mit vieler Mühe brachten die herbeigeeilten Hausleute die Tiere samt dem Pflug wiederum aufs ebene Land und füllten sodann die Öffnung mit Erde und Steinen. Zuvor konnte man noch sehen, wie von ihr ein langer, unterirdischer Gang weiterführte, groß genug, daß ein erwachsener Mann darin gehen konnte.

Nach einer anderen Sage soll Schloß Pichl durch einen zweiten unterirdischen Gang auch mit dem Schlößchen Niederrain nördlich von Mariapfarr verbunden gewesen sein. Unweit des Schlößchens Niederrain, auf dem Wege, welcher nach Mariapfarr führt, befindet sich eine Stelle, die, wenn man darauftritt, einen dumpfen Ton gibt, als wenn sich darunter ein hohler Raum befände. Dies soll die Stelle sein, von wo der unterirdische Gang unter dem Wege hindurch nach Schloß Pichl führt. Auch wird erzählt, daß in Schloß Pichl ehemals ledernes Geld in Gebrauch gewesen sei und man solches auch gefunden habe.


Quelle: Michael Dengg, Lungauer Volkssagen, neu bearbeitet von Josef Brettenthaler, Salzburg 1957, S. 75