ST. LEONHARD UND DER VOGEL PHÖNIX

An der Nordwestseite der Umfassungsmauer von St. Leonhard war lange Zeit ein seltsames Bild aufgemalt zu sehen. Es stellte einen buntschillernden fremden Vogel dar, wohl einen Papagei, der auf einem „Kloben" *) saß, als könnte er nicht weiterfliegen. In einem Lungauischen Volksliede heißt es darüber:

„Der Vogel Phenix ist auf dem Kloben gesessen
Und hat daselbst sein G'wändl vergessen."

Der Sage nach soll dieses Bild eine Erinnerung an die schreckliche Zeit der Türken darstellen, die auf ihren Raubzügen bekanntlich weit muraufwärts gekommen sind. Vielleicht sind sie vor St. Leonhard gelegen und mit blutigen Köpfen von dieser Wehrkirche wiederum abgezogen.

*) „Kloben" = dickes Holzstück.


Quelle: Michael Dengg, Lungauer Volkssagen, neu bearbeitet von Josef Brettenthaler, Salzburg 1957, S. 59