DAS "PURN-KREUZ"

Beim Purnbauern steht oberhalb der Straße eine gemauerte, der Muttergottes geweihte Kapelle, die zu dem vorgenannten Bauerngute gehört. Sie ist im Volke unter dem Namen „Purn-Kreuz" bekannt. Im Winter des Jahres 1878 löste sich von den sonnseitigen Hängen eine gewaltige Lawine, fuhr unter furchtbarem Getöse zu Tal und vernichtete dabei Felder und Wälder. An der Marien-Kapelle, die in ihrem Bereiche lag, ging sie merkwürdigerweise vorüber, ohne sie im geringsten zu beschädigen, obwohl sie sich hier in ihrer ganzen Gewalt vorbeiwälzte und erst am Flußbett der Taurach haltmachte. Zur selben Zeit wurden auch die etwas taleinwärts liegenden Rader-Häuser von einer aus der Kern- und Purn-Alpe herniedersausenden Lawine verschüttet und in einen Trümmerhaufen verwandelt. Durch diese und andere Lawinenstürze, die zur selben Zeit erfolgten, war der Tauern länger als eine Woche ungangbar und jeglicher Verkehr auf der Tauernstraße unterbunden.


Quelle: Michael Dengg, Lungauer Volkssagen, neu bearbeitet von Josef Brettenthaler, Salzburg 1957, S. 48