Die Haarnadeln der Wetterhexen

Allgemein war in früherer Zeit überall das "Wetterschießen" gebräuchlich; man wollte damit im Hochsommer die schweren Gewitter vertreiben, ehe sie Schaden anrichten konnten. Auch im Lungau herrschte diese Sitte. Wenn ein Hochgewitter herannahte, wurde mit Böllern geschossen. Beim Kirchner im Hinterberg waren sie aufgestellt. Auch beim Fuchs und Schwarzenbichler in Weißpriach hatte man solche, und es wurde gegenseitig "Wetter geschossen". Bei diesem Wetterschießen wurden manchmal auch goldene Haarnadeln heruntergeschossen, die von Hexen herrührten. Die Wetterhexen, die auf den Wolken ritten, trugen solche Nadeln im Haar. Auch wurden die Haare, die in den Schloßen (Hagelkörnern) enthalten waren, als von Hexen herrührend gedeutet. Bei diesem Wetterschießen wurden auch geweihte Dinge in die Böller geladen. Auch das Pulver, das man hierzu gebrauchte, war geweiht.

Quelle: Michael Dengg, Lungauer Volksleben. Schilderungen und Volksbräuche, Geschichten und Sagen aus dem Lungau, Tamsweg 1913; neu bearbeitet von Josef Brettenthaler, Salzburg 1957, S. 188f.