DIE RÄUBERHÖHLE

Vor vielen Jahren hauste in einer unterirdischen Höhle in der Kerschhaggl-Wiese in St. Margarethen ein Räuber. Während des Tages ging er einer ehrsamen Arbeit nach und in der Nacht trieb er sein Unwesen. Er stahl in den Bauernhöfen Hühner und Schafe, die er nach Mitternacht in seiner Höhle briet und räucherte.

Als einmal der Besenbinder-Sepp von der Wiese Besensträucher holen wollte, kam er zu einem Bäumchen, das er an dieser Stelle noch nie bemerkt hatte. Er wollte es abhacken, aber siehe! — es stak nur lose im Boden und war an seinem unteren Ende zugespitzt. Das kam dem Sepp nicht ganz geheuer vor! Als er genauer hinsah, bemerkte er, daß sich einige Rasenstücke abheben ließen. Nun stand er vor einem in die Erde führenden Gang. Er kroch hinein und merkte alsbald, daß er die Höhle des weitum gefürchteten Räubers entdeckt hatte. Eine Feuerstelle, eine Bettstatt und ein halbes Schaf waren zu sehen. Er meldete seine Beobachtung und Wachen wurden aufgestellt. Doch der Räuber war und blieb verschwunden.


Quelle: Michael Dengg, Lungauer Volkssagen, neu bearbeitet von Josef Brettenthaler, Salzburg 1957, S. 39